Mittwoch, 6. Januar 2010

Charme

Ach, ich muss es zugeben. Der Mann, der in den Wald (hinein)geht, ist höchst liebenswert. Warum? Da hilft kein kalter Intellekt. Dieser sagt, die Schallwellen - im übertragenen Sinn - der unterschiedlich großen Übertreibungen sind eben reizend wie ein schillerndes Paillettenkleid oder der Klang eines besonders schönen Instruments. Schön? Na, das ist doch wissenschaftlich alles schon erforscht, die Muster der Schallwellen reproduzieren solche aus der frühen Kindheit, wenn nicht gar Verhältnisse, die wir aus der Sphärenmusik kennen, im Kleinen, und logisch, dass man, aufgrund von den Veranlagungen und Prägungen, gewissen Kombinationen hilflos ausgeliefert ist und dahinschmelzen muss.

Ebenso agiert jeder Witz: Ein Scherz, der jemandem gegen den Strich geht, bewegt seine Gesichtsmuskeln keinen Millimeter, trifft er aber einen Nerv - und wie denn sonst als durch die Architektur, die Proportionen der Witzausgestaltung, mit denen ein Lachender mitschwingt - dann geht es los, nicht zu stoppen.

Jedenfalls, die Art, wie die Übertreibung teleskopartig heraus- und zurückgefahren wird, reizt zum Lachen, aber auch zur Rührung, wie ein Periskop in einem Film, wo man sich auch kaum langandauernder Lachkrämpfe enthalten kann, bloß zusehend, wie sich so ein Unterwassertrumm zu orientieren versucht.

Und dann sagt er plötzlich "fuck". (Ihm ist kalt.)

Ja was ist denn das für eine Lernresistenz, ein Leben lang in Jubelgeschrei auszubrechen, wenn jemand einen überrascht! Man muss ja die anderen für stumpf und eintönig halten, oder prinzipiell ganz falsch einschätzen, und dann noch die Welt für auf unglaublich mannigfaltige Weise gut halten. Und doch entzückt jede neue Facette der Persönlichkeit des Mannes, der in den Wald (hinein)geht - und der - geben wir es gleich zu, um nicht länger in Gefahr zu sein, dem falschen Idol hinterherzulaufen - wohl mit der deutschen Sprache identisch ist.

Jetzt haben wirs!

Es ist auch sehr beruhigend: Eine alte Liebe hat sich bloß ein neues Kristallisationsobjekt gefunden. Andererseits sehr beunruhigend: Wer die deutsche Sprache liebt, liebt einen Mann?

Ob diese Konsequenz zu ziehen ist oder nicht, diese schon: Sätze gleichen Gewändern, und lassen ihre Träger in allen möglichen Aspekten herauskommen. Und nach und nach kommt heraus - das mag sich aber phasenweise ändern - dieser hier ist ein üppiges, ein großzügig hin und her schlenkerndes, reichtailliertes, heftig rumstiefelndes und den Bauch hin und wieder durch das Kreuz streckendes Exemplar. Mit dieser köstlichen Schwarte kommt Diana, lautloses Fadenkreuz von Leserin, mitsamt ihrer Kumpane gut über den Winter.

Bäume vor Wald

die Freuden der Jagd

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