Sonntag, 15. November 2009

27. Oktober 2009

Mit Verspätung zu den Freuden der Jagd im Institut für Kirchenmusik. Herr Schlotmann las schon. Mit den Jagdliedern, die die Gesellschaft sänge, war auch kein Scherz, sie singen wirklich und wer weiß wie laut. Ich singe selbstverständlich nicht mit, weil ich es nicht kann. Das erste Lied ist "Lauf, Jäger, lauf". Das Lesen quasi streng, der Autor äußerlich unbewegt. Die spack sitzenden, stinkenden Klamotten der Jäger in Otto oder Neckermann-Dressman-Pose, Geruch durchmischt von Pitralon und Sir Irish Moos. Die Kritik, obwohl plausibel, die ja überdies vermutlich gar keine sein soll, kommt mir TROTZDEM ein bißchen öde vor, ältlich. Dann aber sehr gute Laune bei der Passage, wie sich das Rektum mehrere Zentimeter nach außen stülpt, die Beschreibung wird ausgekostet, die zuhörende Gesellschaft schaut etwas betreten oder ich will es so haben, um mein Lachen noch intensiver zu gestalten. Tiefer und höher, im Ganzen dreckiger. Jetzt singt eine ca. 60jährige Frau allein zu Klavierbegleitung "Mein Freund der Baum ist tot."

Nachts, als ich schlief, muß etwas Kot herausgetreten sein und das Bettlaken beschmutzt haben. Siehe hierzu auch vor allem Benjamin, Adorno, Sir Hilde Hahn, Sprachgestus usw.


knallerbsen

Reise durch die deutsche Inflation

In Walter Benjamins Einbahnstraße, unter "KAISERPANORAMA - Reise durch die deutsche Inflation" findet sich eine zwischen Bindestrichen zitierte Redewendung. Die Stelle wirkt nicht nur als syntaktische Form wie eine Keimzelle des permanenten Sprachgestus in "Die Freuden der Jagd", sondern auch das, was konstatiert wird, scheint eine Motavition für einen solchen Umgang mit Redeweisen freizulegen:

In dem Schatze jener Redewendungen, mit welchen die aus Dummheit und Feigheit zusammengeschweißte Lebensart des deutschen Bürgers sich alltäglich verrät, ist die von der bevorstehenden Katastrophe - indem es ja "nicht mehr so weitergehen" könne - besonders denkwürdig. Die hilflose Fixierung an die Sicherheits- und Besitzvorstellungen der vergangenen Jahrzehnte verhindert den Durchschnittsmenschen, die höchst bemerkenswerten Stabilitäten ganz neuer Art, welche der gegenwärtigen Situation zugrunde liegen, zu apperzipieren.

Ils sont restes trop longtemps dans la foret

Ils sont restes trop longtemps dans la foret [Max Ernst]

Bäume vor Wald

die Freuden der Jagd

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