Samstag, 7. November 2009

Zuhause Bleiben

heißt es, will man sich mit einem Buch dieses Formats befassen. Was heißt das eigentlich?

Zunächst muss gefragt werden: Hast du eigentlich einen Platz, wo du dich in aller Bequemlichkeit damit befassen kannst, also etwa sitzend in einer Haltung, die nicht nach kurzer Zeit schon mit Schmerzen und Trompeten, die dich ablenken, um die Ecke biegt? Die Beine parallel, das ist klar, darauf sitzt das Buch, nicht anmaßend, aber doch schwer und breit, wie es eben ist, nicht unähnlich manchen großen Mädchen in gewissen Lokalen, an denen vorbei man dann vorsichtig greifen muss, um die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Die Beine parallel also, der Schoß, durch die Oberschenkel gebildet, leider leicht abschüssig, das macht der Sessel, den hab ich mir nicht aussuchen können, der lag auf der Straße. Leider auch ist der Rücken gebeugt. Nicht unähnlich wie am Schreibtisch. Dies ist wohl vorallem insgesamt meiner Dummheit oder Unfähigkeit, einen anderen Zustand herbeizuführen, zuzuschreiben.

Es macht aber nicht, da nach drei Kapiteln viel zu überlegen und schreiben ist.

Ich kann übrigens noch mit Füllfeder meine Kommentare auf Kärtchen schreiben, die auch den Platz halten, an dem ich zu lesen aufhöre, um mich dem Bericht davon zu widmen. Das ist der Vorteil davon, zuhause zu sein.

Natürlich ist es lustig, dass dieses Buch nicht gerade einem von, sagen wir, Bruce Chatwin gleicht, das jeder zweite Backpacker jederzeit mitnehmen würde, einfach eingesteckt und nicht weiter darüber sinniert. Das klärt ganz automatisch ein mögliches Missverständnis davon auf, was Literatur überhaupt ist: Du sollst in das Buch hineingehen, nicht das Buch mitnehmen und in den Wald hineingehen. Das wäre ganz falsch!
Eichwald - 8. Nov, 13:06

Sie kleiden den Weg in das Buch hinein schön aus und sollten in irgendeiner Form dafür belohnt werden. Sehr bald.
Wenn ich mehr weiß, mehr.

Wir könnten auch "Du" sagen, bin unsicher.

__________________________________________________

(Ich "habe am meisten davon", wenn ich mir selbst das Buch halblaut vorlese, weiß aber nicht, ob das erlaubt ist zu äußern. Komisch, was? Damit es zu tun aber keine Probleme.)

rechner - 9. Nov, 23:08

Seltsam, denn ich habe, wenn ich (mir) das Buch vorlese, nichts davon, zumindest nichts, was mit dem stillen Lesen vergleichbar wäre. Das laute Lesen, und das scheint mir einer der ersten Vorzüge des Buches zu sein, schwächt dessen Wirkung. Früher habe ich mit einer Skatkarte das Schnelllesen geübt. Das Schnelllesen, so hatte ich gehört, gewinne seine Geschwindigkeit aus der Stille im, nein, das sag ich nicht. Aber ihr wisst ja was ich meine. Etwa, dass noch nie jemand bei lebendigem Leib in seinen Kopf hineingeschaut hat und täte er es doch, sich dieser als leer erweisen könnte? Aber nein! Sondern, dass das damalige Schnelllesetraining, durchgeführt mit der leicht aufgewölbt über die Seite gezogenen, über jeder Zeile blitzartig zusammengedrückten Skatkarte, gescheitert ist. Natürlich, anfangs blitzten die verdeckten Zeilen so eilig auf, dass allein das Auge las und lesend über die Zeilen, Seiten und Kapitel sprang und gewaltig Strecke machte. Doch was war das für ein gepeitschtes Lesen! Und wie hoffnungslos noch dazu. Denn kaum am Ende einer Seite angekommen, kurz verschnaufend vor dem Sprint über die nächste, stimmten die letzten Zeilen der eben in Augenlichtgeschwindigkeit überflogenen Seite bereits erste Laute an. Und je weiter fortgeschritten die Lektüre war, desto länger wurde das Verschnaufen und desto lauter sprachen sich die von aller Verdeckung befreiten Sätze wieder in mir aus. Ein Glück! Für die Freuden der Jagd und für mich. Denn erst im langsamen Leiselesen, zu dem ich nach dem Ausflug ins Trainingscamp der Lesesprinter zurückgekehrt bin, höre ich nun die vielfältig ineinandergeschachtelten Stimmen des Waldes. Das Durcheinandersprechen, diese wie beim Mischen eines Skatblattes ineinandergleitenden Stimmen, das geht verloren, wenn ich laut lese, nicht wahr?
czz - 10. Nov, 08:29

immer daheim

natürlich kann man sich mit dem guten stück - macht ja auch als buch- kunst- werk mächtig was her - dekorativ in einer szenenkneipe platzieren und die rolle des "kompetenten lesers" durch halblautes murmeln , kleine "ahs" und "ohs" der geistesblitze von sich gebend , schubweise heftiges annotationsgebaren mit bleistift zelebrierend . rolle : "rezensent am werk" , "fachkraft in arbeit" .
daheim wird das aleinlesen auf dauer zur pein . die bisher intensivsten und fruchtbarsten lektüren gelangen mir bislang stets während des stundenlangen wartens in krankenhaus- ambulanzen . dort bedarf man des schutzes gegen das drumherum in solchem masse , dass man unwillkürlich viel tiefer liest . was sich durch die vielen unwillkürlichen unterbrechungen ( ausrastende patienten , plärrende kinder ) sehr schön im halbbewussten ablagert .

Bäume vor Wald

die Freuden der Jagd

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Menü

Aktuelle Beiträge

monologie
das reh beschützen vor dem beschützer, der ja sein...
huntergrund - 2. Jun, 18:30
eine (anerkannte) Koryphäe...
Keine - (uns) bislang bekannte - Droge - 'kein Haschisch/&...
stabigabi1 - 3. Mär, 18:43
Wie sich das eigene Wild...
Den Leser außer Gefecht zu stellen ist vielleicht ein...
stabigabi1 - 22. Feb, 23:47
Mantra & Sing/Sang
Auf S. 50 in "Die Freuden der Jagd" (Kursivschreibung...
lewi - 22. Feb, 14:02
Mehr zu "drüben" und...
http://ujvary.mur.at/neuro .html
stabigabi1 - 15. Feb, 21:01

Suche

 

Status

Online seit 5348 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Jun, 18:30

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren