Montag, 14. Dezember 2009

Erwartungshaltung

Die Buchhandlung liefert nicht. Verzögerung steigert die Spannung, bewirkt brimborialen Zuwachs; zehn Jahre Arbeit adeln – das Buch steht unter Verdacht. Ein eigener Zweig der Literaturkritik könnte sich mit den Bildern und Vorstellungen befassen, die man sich vom literarischen Erzeugnis im Vorfeld macht.

Forschen Schrittes nähere ich mich dem Waldrand. Statt des 1000 Seiten-Ziegels trage ich nur Erinnnerungen an ein Tondokument und einige knappe Textpassagen bei mir.

Ausblick auf den Schauplatz: nicht bloß Wald zur Jagdzeit, was an sich schon besondere Sicherheitsvorkehrungen nahe legen müsste, sondern Wald unter denkbar gefährlichen Witterungsbedingungen. Ein Sturm fegt durch die Zeilen, knickt Äste, biegt dünnere Stämme bis an den kritischen Punkt…

Dunst oder Pose der Gnadenlosigkeit: Der Wald als Mehrfronten-Kriegsschauplatz der gesprochenen und geschriebenen Sprachen. Welche Waffen werden eingesetzt?

Aus einem schützenden Unterstand heraus betrachte ich folgende Passage, Zitat:
„Der Mann der in den Wald (hinein)geht gibt uns – “allen (ernsthaft) interessierten Laien (mithin)” – folgenden – “(nur) gut gemeinten” – Rat(schlag) mit auf den Weg: “in den Wald (hinein) – bitte!” – tun sollten wir uns & ihm einen Gefallen – “nie zu zweien, ihr (blutigen) Laien” – sollten wir gehen …“

Demokratisierte Syntax: Jeder Satzteil ist zeitgleich aus mehreren Blickwinkeln, auf unterschiedlichen Frequenzen, nach persönlichen Vorlieben lesbar:

In (a) optimaler Aussparung oder (b) größerer Genauigkeitkeit mit oder (c) ohne tote Floskeln; mit (d) mehr oder (e) weniger idiomatischer Einfärbung, in (f) abgeflachtem oder (g) steil ausschlagendem Rhythmus usw. Jeder Satz ist eine „Stilübung“ in Selbstbauweise, höhenverstellbar, in mehrere Richtungen offen und zugleich auf das Schärfste zugespitzt…

Die behutsam eingesetzte Interpunktion nimmt einiges vom Dunst alttestamentarischer Strenge zurück. (Notiz zum Gedankenstrich: Gennadij Ajgi)

Für einen Augenblick gehe ich hinter der Triade „synchron / zyklisch / linear“ in Deckung: synchrone, unterschiedliche Teilaspekte eines Geschehens parallel verarbeitende Sprache fällt über zyklische, sich als Natur gebärdende Lebenswelten her und schlägt – satzgliedweise – vertikale Schneißen in den linearen Erzählfluss…

Das sind alles nur Mutmaßungen, Erwartungen vom und an den äußersten Rand. Man muss temporär Waldbewohner werden, das ist das Mindeste. Mitte der Woche, verspricht die Buchhandlung…

Bäume vor Wald

die Freuden der Jagd

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