Lesemethode
Es ist angekommen. Wie für ein zugelaufenes Tier habe ich ihm einen Platz in Ofennähe zurecht gemacht. Vorsichtig haben wir uns angenähert, zuerst über das Spiel ‚Erster Satz, letzter Satz’, später über ein Daumenorakel, das auf die Seiten 910 und 911 fiel: Adrenalin bis Schildpatt…
Gemeinsam haben wir nach eine Methode zur punktuellen Neubeseelung des Textkörpers gesucht; dasselbe geschieht ja derzeit in vielen Haushalten. Unsere Bahn wird fünfspurig verlaufen, über eine Ton-, eine Bild-, eine Aktions-, eine Panorama- und eine Kollisionsspur, die zeitgleich eingelesen werden.
Die Tonspur (T) lässt nur das Hörbare gelten, es spielt in desem Buch die größte Rolle, Lautlesen dürfte dafür die adäquate Leseweise sein. Wer sich ein paar Seiten lang ausschließlich auf Rhythmus und Metrik konzentriert, wird bemerken, dass Die Freuden der Jagd – im Grunde – Gesänge sind, in einziger Gesang, ein Abgesang… (auf 'Mann', 'Pathos', 'Bedeutendes' etc.)
Die Bildspur (B) führt in Grenzbereiche zwischen Film und bildender Kunst: Der Leser läuft, die Interpunktion schlägt ihm als hinderliches Geäst oder Wurzelwerk entgegen. Der von Wörtern befreite, auf Klammern, Bei-, Gedankenstriche, Anführungszeichen etc. reduzierte Erzählverlauf erinnert an seismographische Aufzeichnungen oder ein EKG.
Die metonymisch-weitertreibende Aktionsspur (A) erfasst alles, was gemeinhin unter den Diskurs der Erzählung fällt: Raum- und Zeitkonstellationen, Erzählerfunktionen, Wiederholungsstrukturen etc. Diese am Roman orientierte Lesespur ist stark frequentiert, wir werden sie eher selten, nur im Zuge von Ausweichmanövern befahren.
Die metaphorisch-quertreibende Panoramaspur (P) liest innersprachliche Ereignisse auf, jene Passagen, sofern es sie gibt, wo der Erzählfluss blitzartig aufreißt und der Leser von vertikal verlaufenden Stromstößen erfasst wird – diese rest-metaphysischen Einschläge, die Sohle und Kopfhaut in unmittelbare Nachbarschaft rücken…
Die Kollisionsspur (K) ist dem Gegen-Lesen und den Konflikten, die sich daraus ergeben, vorbehalten. Auf dieser speziell für Die Freuden der Jagd eingerichteten Gegenverkehrsspur wird alles Nicht-Passende, Assoziative, Überbordende transportiert, vom kühnen Vergleich bis zum moralphilosophischen Einsprengsel.
Der Rest ist Intuition. Also beginnt der winterliche Forst- und Leseweg. Geleitet werde ich dabei von einer sonderbar umrisslosen Gestalt, die im Buch nicht vorkommt und meine Vorstellungskraft derzeit übersteigt: dem Mann, der aus dem Wald (heraus)kommt…
Gemeinsam haben wir nach eine Methode zur punktuellen Neubeseelung des Textkörpers gesucht; dasselbe geschieht ja derzeit in vielen Haushalten. Unsere Bahn wird fünfspurig verlaufen, über eine Ton-, eine Bild-, eine Aktions-, eine Panorama- und eine Kollisionsspur, die zeitgleich eingelesen werden.
Die Tonspur (T) lässt nur das Hörbare gelten, es spielt in desem Buch die größte Rolle, Lautlesen dürfte dafür die adäquate Leseweise sein. Wer sich ein paar Seiten lang ausschließlich auf Rhythmus und Metrik konzentriert, wird bemerken, dass Die Freuden der Jagd – im Grunde – Gesänge sind, in einziger Gesang, ein Abgesang… (auf 'Mann', 'Pathos', 'Bedeutendes' etc.)
Die Bildspur (B) führt in Grenzbereiche zwischen Film und bildender Kunst: Der Leser läuft, die Interpunktion schlägt ihm als hinderliches Geäst oder Wurzelwerk entgegen. Der von Wörtern befreite, auf Klammern, Bei-, Gedankenstriche, Anführungszeichen etc. reduzierte Erzählverlauf erinnert an seismographische Aufzeichnungen oder ein EKG.
Die metonymisch-weitertreibende Aktionsspur (A) erfasst alles, was gemeinhin unter den Diskurs der Erzählung fällt: Raum- und Zeitkonstellationen, Erzählerfunktionen, Wiederholungsstrukturen etc. Diese am Roman orientierte Lesespur ist stark frequentiert, wir werden sie eher selten, nur im Zuge von Ausweichmanövern befahren.
Die metaphorisch-quertreibende Panoramaspur (P) liest innersprachliche Ereignisse auf, jene Passagen, sofern es sie gibt, wo der Erzählfluss blitzartig aufreißt und der Leser von vertikal verlaufenden Stromstößen erfasst wird – diese rest-metaphysischen Einschläge, die Sohle und Kopfhaut in unmittelbare Nachbarschaft rücken…
Die Kollisionsspur (K) ist dem Gegen-Lesen und den Konflikten, die sich daraus ergeben, vorbehalten. Auf dieser speziell für Die Freuden der Jagd eingerichteten Gegenverkehrsspur wird alles Nicht-Passende, Assoziative, Überbordende transportiert, vom kühnen Vergleich bis zum moralphilosophischen Einsprengsel.
Der Rest ist Intuition. Also beginnt der winterliche Forst- und Leseweg. Geleitet werde ich dabei von einer sonderbar umrisslosen Gestalt, die im Buch nicht vorkommt und meine Vorstellungskraft derzeit übersteigt: dem Mann, der aus dem Wald (heraus)kommt…
milan muenzer - 18. Dez, 15:43