Samstag, 5. Dezember 2009

Zeit und Ort

Vielleicht wäre es mal an der Zeit, der seltsamen Zeit- und Ortbehandlung dieses Buches nachzudenken. Der Mann, der in den Wald hineingeht, kommt aus diesem ja gleichzeitig nie heraus. Da ist entweder eine Lücke im Text zu konstatieren, die man sich selbst auszudenken hätte, oder ein Paradoxon von jemandem, der sich in etwas verirrt, zu dem es kein Außen gibt; aus dem Außen – dem Schrott, der normalerweise dem Wald gegenübersteht – ist andererseits das Ruinenfeld dieses Holzes erst gewachsen. Und wenn der Powerwalker wieder auftaucht, erweckt das bei mir auch nicht so sehr den Eindruck, dass er schon wieder in den Wald gegangen ist und schon wieder auf diesen Mann, der so, wie die Rille eines Satzes im Kreis läuft, immer wieder in den Wald geht, trifft, sondern dass beide zur selben Zeit und am selben Ort die Schallplatte ihrer eigenen Aktion simultan zur ersten variierend gravieren.
cowboy jim - 7. Dez, 01:18

Ja, seltsam.

Und war da nicht immer etwas Komisches mit den Jahresringen der Bäume? Etwa, dass sie sich nicht spiralig um den Baum schlängeln, sondern jedes Jahr - zum Geburtstag? - plötzlich noch einer da ist? Er ist wohl gekommen, wähernd man die anderen gezählt hat. Na, und dass die Bäume in die Höhe nicht mit ihrem ganzen Selbst, sondern oben extra Neues heraustreiben. Meine beste Freundin aus der Schulzeit hat mir also einen Bären aufgebunden, als sie mir weismachen wollte, das Privatklosett, das ihr Großvater als Kind auf zwei Tannen an einer entlegenen Stelle nagelte, sei jetzt auf der Höhe, wo die Eichhörnchen den Wolken gute Nacht sagen.
So, so. So ist es also mit dem Fortschritt. Auch wenn er da ist, muss man ihn immer jeden Tag neu machen. Dem Ringer mit dem Rückschritt lässt dieses Phänomen dagegen erleichtert aufschnaufen.

lisa spalt - 7. Dez, 13:20

Vielleicht …

ist ja grad da der springende Punkt, an dem der Ring andauernd anfängt: Etwas von der Art einer Amnesie. Durch diese Geschichtslosigkeit zielt das Auge, das selbst gar nichts wiedererkennt, immer nur auf eine andere Schicht der immer gleichen Situation. Die Entwicklung wäre – im Buch, nicht am Baum – nur ein Fake, nur Anhäufung, die durch unterschiedliche Einstellungen des optischen Apparats entstünde (wie das Sammeln von Eindrücken zum Buch eigentlich). Hm, das Klo bliebe sicher auch hier in Erdnähe, nie daran gedacht.
stabigabi1 - 8. Dez, 23:08

Durch B. im Wald

Weil B. nie die Dämmerung erwischt. Als wir oben weggingen, war es noch hell, als wir unten ankamen, schon dunkel. Dazwischen haben wir geredet. Man müsse, so B., wie Helmholtz einen Rahmen in sein Blickfeld halten. Dann hätte man ein zumindestens etwas schärferes Auge für solche Veränderungen.
M. erklärte mir, wie Nerven funktionieren. Die Osmose bestimmter Substanzen wird duch Isolierzellen in gegenläufige Abschnitte gegliedert. Es klingt, als müsste es immer noch recht langsam sein, ist es aber nicht.
Es ist ja auch ein ziemlich brutal uneinfühlsamer, ein spektakelsüchtiger, langweilig-leerer Blick von dem Kind, das auf die Jahresringe schaut und von jedem gefällten Baum erwartet, dass es das Guinnessbuchderrekorde bricht. Boah, ein Dürrejahr. Boah, ein fettes Jahr.
Ich versuche eine Sprache zu lernen und kenne die Ausnahmen recht gut, es war mir aber zu bescheiden, die regelmäßige Deklination zu lernen.
Es wird schnell fad, wenn die Theorie die Praxis überholt, ihr so weit überlegen ist.

Bäume vor Wald

die Freuden der Jagd

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